Dienstag, 10. Dezember 2013
Dezember 2013
the shadow proves the sunshine ...
Es wäre wirklich super, wenn ich euch
davon berichten könnte wie viele Menschen in ihrem Glauben voran gekommen sind,
wie viele Gemeinden wir gegründet haben, und wie viele Arme und Hungernden wir
über Weihnachten helfen. Nächste mal. Aber meine größte tägliche Sorge dreht
sich gerade um meine eigene Stimme und alles was damit zusammenhängt, und
dieser Kampf erfordert den Großteil meiner Kraft. Auch wenn es mir nicht
so richtig passt, will ich dir doch lieber einen ehrlichen Bericht schreiben,
und wenn dir dass nicht richtig passt, nehme ich es dir ganz und gar
nicht übel wenn du diesen Brief JETZT schon wieder zur Seite legst =).
Ich versuche mich in diesem Bereich immer etwas zurück zu
halten. Auch weil ich von Herzen gerne eine Ermutiger bin und meine persönliche
Situation nicht gerade ermutigend ist. Den meisten von euch wird bis jetzt wohl
kaum klar sein wie groß diese Herausforderung für mich ist. Um ganz kurz auf
den Hintergrund einzugehen und die offensichtlichen Fragen zu klären: Eine
Reihe von unglücklichen Umständen und einer Allergie als Auslöser, haben meine
Atemwege und Schleimhäute angegriffen die meine Stimmbänder nicht mehr mit
genügend Feuchtigkeit versorgen. Über die Jahre hat sich das eher schlecht auf
die Stimmbänder und der damit verbundenen Muskulatur ausgewirkt. Verschieden
Therapien halfen mehr oder weniger und eine Operation verspricht wenig
Erfolgschancen. Im generellen sind die Aussagen aller Ärzte soweit ziemlich
ernüchternd. Die wohl beste Empfehlung kam von einer Ärztin vor ca. 10 Jahren
die meinte: “Herr Hartmann, suchen sie sich
‘ne Freundin die am Meer wohnt und ziehen sie dort hin. Das wird dass allerbeste für sie sein!" Haha, dass mit der Freundin hat noch nicht so geklappt,
aber die salzige Meeresluft und hohe Luftfeuchtigkeit hat tatsächlich einen
extrem guten Effekt auf meine Lungen und Stimmbänder.
(Mag sein, dass du nicht alles was ich hier schreibe völlig nachvollziehen
kannst. Gefühle lassen sich manchmal schwer in Worte fassen.)
Ich glaube, dass Gott meine beschädigten Stimmbänder,
wie auch immer, wiederherstellen kann und will. Dass Er mich auch in der
Zukunft noch gebrauchen kann, wenn ich auch vielleicht neue Wege begehen
muss. Manchmal verlässt mich die Hoffnung aber Er schenkt mir immer
wieder Gnade und lässt sie wiederauferstehen.
Der Prozess hat schon vor über 10 Jahren begonnen. 5 Jahre lang ist es nun
ziemlich akut, von denen die letzten 3 besonders schlimm waren. Die ständigen
Schmerzen haben mich verändert. Es macht mir Angst keine klare Perspektive mehr
für meine Zukunft zu sehen. Schmerzen haben so ihren Weg alles andere in die
Ferne zu verdrängen. Die Stimme war/ist nicht nur mein Werkzeug für meine
Arbeit die ich liebe, sie dient auch als Grundlage für meine Freundschaften,
Freude an Konversationen, Menschen, Lebens-qualität, Musik und Gemeinschaft,
frei zu sein einfach “ich selber” sein zu dürfen. Gespräche gehören zu meiner
täglichen Arbeit, zu meinem Leben, aber sind immer mit Schmerzen und Krämpfen
verbunden, oft mit Tränen.
Gott hüllt sich in Schweigen zu diesem Thema. Naja, zumindest
fast. Manchmal spricht Er diese zwei Worte: VERTRAUE MIR!!! Und ich wünschte
ich wäre besser darin. Oft fühle ich mich wie ein Ertrinkender, da draußen im
offenen Meer (damit meine ich nicht Hawaii).
Weit und breit nichts um sich dran fest zu halten. Mir fällt es nach all
den Jahren immer noch sehr schwer mit der Einsamkeit richtig umzugehen. Aber um
die Schmerzen einigermaßen in Schach zu halten bleibt mir nichts anderes als zu
Schweigen. Gott hat es in Seiner Hand, hält mich; ich weiß! Ich habe keine
Antworten parat, ausser dass Er unendlich gut ist und uns nichts von Seiner
Liebe trennen kann. Trotzdem wollte ich dir, wenn auch nur ein Bruchteil und
nach langem Zögern, von dem berichten was mein Leben völlig auf den Kopf
gestellt hat und jeden Tag versucht mir die Hoffnung und Freude zu rauben.
“Tue deinen Mund auf für die Stummen und für die Sache
aller, die Verlassen sind. Tue deinen Mund auf und richte in Gerechtigkeit und
schaffe Recht dem Elenden und Armen.”
-Sprüche 31,8-9-
Da mir nun der Platz ausgeht, noch ein paar Worte zu meiner Arbeit. Wegen der
zu hohen stimmlichen Be-lastung bei den anstehenden Projekten meiner Gruppe,
musste ich mein Arbeitsfeld wechseln. Ironischerweise ist eines der Leitsprüche
der Abteilung mit der ich gerade zusammenarbeite, eine „STIMME FÜR DIE STIMMLOSEN“ zu sein; für die
Menschen zu sprechen die selber keine Stimme haben. Der Schwerpunkt dieser
Arbeit besteht darin auf diverse Ungerechtigkeiten in unserer Welt aufmerksam
zu machen (z.B. Waisenkinder, Menschenhandel, Abtreibung, Zwangsprostitution,
Kindersoldaten, Unterdrückung von Frauen, usw.). Dies geschieht vor allem mit
Hilfe von digitalen Medien. Da ich persönlich ganz und gar kein Profi im Fotos
schießen und Filme schneiden bin, liegt meine Verantwortung eher in der
Begleitung und Betreuung aller unserer männlichen Mitarbeiter. Hier ist es mir
möglich zwischen Tätigkeiten wo ich reden muss schnell zu anderen
überzuspringen an denen ich alleine arbeite kann, wenn ich an meine Grenzen
komme. Wie lange ich das noch machen kann weiß ich nicht. Überhaupt bin ich
gespannt wie mein Weg weitergehen soll (an manchen Tagen trifft das Wort
“verzweifelt” wohl um einiges besser zu). Immer wieder wird mir da Psalm 23
wichtig. Er ist mein guter Hirte und wird mir voran gehen. Auch durchs dunkle
Tal...
Bitte denkt an mich. Und wenn dieses Jahr auch in Moll, wünsche ich Euch
allen eine von ganzem Herzen fröhliche Advents- und Weihnachtszeit.
Emanuel -
Gott mit Euch -
auf jedem
Schritt.
Euer tobias.
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