Donnerstag, 10. Februar 2011

There and back again...


Januar - Februar 2011

Es fällt mir noch ein bisschen schwer die letzten Wochen einigermaßen zusammen zu fassen. Wie die meisten von euch wahrscheinlich schon mitbekommen haben, mein Team und ich sind wieder zurück in Südafrika. Genau vor einer Woche saßen wir noch in einer Wohnung in Kairo zusammen, beteten, und fragten Gott wie wir unsere Strategie ändern sollten. Was liegt Gott auf dem Herzen für diese chaotische Zeit.

Wahrscheinlich hat der ein oder andere von euch die Situation in Ägypten ein wenig mitverfolgen können. Vor ein paar Wochen demonstrierten die Tunesier gegen ihre Regierung, und dass mit Erfolg, den der Präsident packte seine sieben Sachen und verließ das Land. Diese Reaktion erhofften sich die Ägypter ebenfalls und gingen zu hundert-tausenden auf die Straßen und wir warn mittendrin. Innerhalb von nur ein paar Tagen, und dass in einem relativ stabilen Land, herrschte das Chaos, ein Anarchie-ähnlicher Zustand machte sich immer mehr breit. Die Leute waren sooooooo begeistert und sprachen von einer Revolution, die es so anscheinend noch nie in Ägypten gegeben hat. Ein ganzes Land stand auf und stellte sich gegen die Korruption ihrer Leiter und bis zu diesem Zeitpunkt aus total un-religiösen Gründen, Moslems und Christen Hand an Hand, sich gegenseitig schützend, und nur eine kleine Minderheit sah das anderst. Dieses Phänomen hatte auch mit den Bombenanschlägen gegen die Christen zu tun, die erst vor ein paar Wochen stattfanden und wortwörtlich strömten tausende von Moslems in die Gemeinden aus Solidarität und als Zeichen gegen alle Extremisten. Wow - wir waren mittendrin und konnten es, wie unsere arabischen Freunde, kaum glauben was da in diesem Land innerhalb von nur wenigen Wochen aufbrach.

Das junge Ehepaar mit denen wir zusammen arbeiteten nahm sich eine 4-tägige Auszeit um in einem Kloster Zeit mit Gott zu verbringen. Unser Team konzentrierte sich in diesen Tagen ebenfalls auf’s Gebet. Das Ehepaar kam total begeistert zurück und erzählte uns was passiert ist.

An einem der Tage rannte eine Frau auf das Kloster zu. Sie war Moslem und trug die Birka, das ist ein moslemisches Gewand für Frauen mit dem nur das Gesicht unbedeckt bleibt. Wegen der Bombenanschläge war die Polizei für die Sicherheit des Klosters zuständig und hielt die Frau auf. Sie vermuteten, dass sie einen Bombengürtel mit sich trug. Die Frau stoppte ein paar Meter vor dem Tor und fiel weinend zu Boden, während die Sicherheitskräfte auf sie zielten. Sie blickte zu dem Kloster und rief mehrere male "Isa, Isa, Isa", das arabische Wort für "Jesus". Unser Ehepaar sah das alles und erkannte blitzschnell was Gott gerade tat. Nachdem sie ein bisschen mit den Sicherheitskräften verhandelt hatten, ließen die unsere Freundin endlich langsam zu der Frau hinüber gehen, die immer noch unkontrolliert weinte. Sie setzte sich zu ihr in den Sand, sprach ein paar Worte mit ihr und erklärte dann der Polizei, dass diese Frau keinen Sprengstoff oder sonst irgendwelche Waffen mit sich trug, worauf sich die Lage etwas entspannte. Unsere Freundin hatte dann ein langes Gespräch mit der Frau und ihr könnt euch nicht vorstellen was passiert ist.

Die Frau hatte mehrer Träume von einem Mann, von dem sie wusste dass es Isa, also Jesus ist. Er leuchtete weiß und rief sie zu sich. Anscheinend waren diese Träume so real für sie, dass es solch eine Verzweiflung in ihr auslöste mehr über Jesus heraus zu finden. Sie wusste nicht wohin sie gehen sollte, also dachte sie sich, dass ihr vielleicht in dem christlichen Kloster, jemand helfen könnte :-) Voll der Hammer, oder. Am Ende ihres Gespräches nahmen sie sich Zeit um miteinander zu beten, nicht zu Allah, sondern zu dem leuchtenden Mann, zu Jesus.

Unser Team war sprachlos als wir das hörten. Gott sprach zu mir in diesen 4 Tagen, dass Er etwas tun wird dort im Kloster, aber damit hatte ich wirklich nicht gerechnet.

Nachdem die politische Situation immer unstabiler wurde, mussten wir alle schon ab 4 Uhr nachmittags zurück in die Häuser gehen. Tausende von Menschen rannten mit Stöcken, Pistolen, Messern und Molotov - Cocktails (Benzin-Bomben) brüllend durch die Straßen. Geschäfte wurden geplündert, Autos angezündet, 100 Meter von meiner Wohnung brannte die 5-stöckige Polizei Zentrale meines Stadtteils völlig aus, einige Demonstranten kamen ums Leben, und über 2000 Kriminelle brachen aus den Gefängnissen aus und stürmten alle möglichen öffentliche Einrichtungen. Die Nächte über flogen die Helikopter der Armee über die Stadt und immer wieder wurden wir von Pistolenschüssen aufgeweckt. Nach ein paar Tagen platzierte das Militär dann an allen größeren Kreuzungen Panzereinheiten, um die Situation einigermaßen unter Kontrolle zu behalten.






Natürlich ist einem nicht immer ganz wohl in solchen unnatürlichen Momenten, aber Gottes Frieden ist ebenfalls von übernatürlicher Natur und gerade in solchen Situationen extrem stark präsent. Da wir nun keine Möglichkeit mehr hatten uns weiterhin mit unseren neuen muslimischen Freunden zu treffen, verbrachten wir viel, viel Zeit im Gebet. Ich glaube, dass gerade das eines der Hauptgründe dafür war, dass Gott uns gerade in dieser Zeit in Ägypten haben wollte. Auch wenn unsere Pläne etwas anders aussahen, Gott hatte andere für uns. Und inmitten des Chaos und in einer Zeit die in die Geschichtsbücher des Landes eingehen wird, hatten wir das Privileg als Fürbitter und Licht im Herzen dieses Landes stehen zu dürfen.

Nachdem keine Aussicht der Demonstrationen und des Rücktritts des 82 jährigen Präsidenten in Sicht war, Banken, Geschäfte und Botschaften schlossen, und der Flughafen damit drohte aus Angst vor den Protesten ebenfalls zu schließen, entschied sich die internationale Leitung meiner Organisation unser Team so schnell wie möglich aus Ägypten zu evakuieren. Um die ganze Geschichte etwas zu verkürzen, innerhalb von 24 Stunden saßen wir im Flugzeug und flogen zurück nach Südafrika. Auf dem Weg zum Flughafen habe ich mindestens 30 Panzer gesehen, die sind ganz schön groß die Dinger. Wir hatten soviel Glück in eines der 2 Flüge an diesem Tag hinein zu rutschen, und dass innerhalb von nur 2 Stunden, wo andere schon die letzten 2 Nächte auf dem Flughafen schlafen mussten.

Wieder in Südafrika angekommen, werden wir in ein paar Tagen in eines der Townships hier im Land ziehen, und dort für die nächsten 6 Wochen arbeiten.

Bitte betet für mich, mich schnell auf die neue Situation einstellen zu können. Ich glaube, dass unsere Zeit in Ägypten total wichtig war, aber trotzdem schwingt auch eine gewisse Enttäuschung mit dem schnellen Verlassen des Landes mit. All unsere Freunde die wir zurück lassen mussten, uns teilweise nicht einmal mehr verabschieden konnten. All die Menschen die Jesus noch nicht kennen, und ich wollte Ihnen mehr von Ihm erzählen und dem wie Er ist und was Er für uns tat. Die Wochen, Monate und Energie die wir hinein gesteckt haben, die Vorbereitung mit Gebet, Geschichts- und Arabisch Unterricht und all unsere christlichen Freunde die wir zurücklassen mussten. Ich rief eines meiner engsten arabischen Freundinnen noch im Flugzeug an und wir weinten beide am Telefon und sie erzählte mir von den Leuten die ihr Haus umstellt hatten und den 8 Leichen die sie am Straßenrand sehen musste. Da kommt man sich so hilflos vor und möchte natürlich dort sein und irgendwie helfen, oder zumindest zuhören. Aber eines ist sicher, niemand liebt die Menschen dort mehr als Jesus selbst. Er sieht sie und kennt sie und sehnt sich viel mehr danach in eine enge Beziehung mit Ihnen zu treten als ich das jemals kann. Ich meine, Er gab sein Leben auch für sie. Wie sagt es die Bibel, „als wir noch Sünder waren, zur rechten Zeit, gab Jesus sein Leben für uns“!

Bitte betet weiter für dieses Land, und wie gesagt, auch für mich, denn auch in den Townships wimmelt es von Leuten die sich fragen ob ihr Leben irgendeinen Sinn hat, die Seine Liebe und Frieden noch nicht erfahren haben.

Vielen Dank an alle diejenigen die an mich dachten, für mich beteten und mich unterstützten. Die Gebete kamen an und ich bin euch sehr, sehr dankbar dafür.

Möge sein Wille geschehen und Sein Reich gebaut werden in Ägypten und in uns allen.

„El ham du lele!“ – das ist arabisch und heißt soviel wie „Gott sei Dank!“

Euer Tobi