Samstag, 1. November 2014

Oktober 2014



gottes gnaden-ticket…  

    Neulich erzählte mir jemand diese Geschichte aus Corrie ten Booms Leben. Corrie kam aus einer holländischen Familie die zur Zeit des Zweiten Weltkrieges Juden versteckt hielt. Sie war eine beliebte Rednerin in unseren Jüngerschaftsschulen und ihr Zeugnis ermutigt auch heute noch viele Christen weltweit. Als Corrie noch ein kleines Mädchen war, nahm ihr Vater sie manchmal nach Amsterdam mit um neue Uhrenteile für sein Uhrengeschäft zu kaufen. Gewöhnlich fuhren sie mit dem Zug und Corrie wusste, dass sie ein Zugticket brauchte, bevor sie in den Zug einsteigen konnte. Besorgt schaute sie ihren Vater an und fragte ihn ob er ein Ticket für sie hatte und ob sie es halten dürfe. Er bejahte, bestand aber darauf das Ticket für sie aufzubewahren bis sie es wirklich brauchte. Kurz bevor der Schaffner das Ticket sehen wollte, händigte Corries Vater seiner besorgten Tochter dann endlich ihre Fahrkarte aus und die Reise konnte beginnen.  
Während der Zeit in der die Ten Booms, Juden vor den Nazis versteckt hielten, hatte Corrie manchmal mit schrecklicher, innerer Angst zu kämpfen. Sie fürchtete sich davor, dass eines Tages ihre Familie an die Nazis verraten, und man ihr Versteck entdecken würde. Da erinnerte sie ihr Vater an das Ereignis mit dem Zugticket und erklärte ihr, dass es sich mit Gottes Gnade ganz ähnlich verhielt. Wir machen uns Sorgen und bekommen es mit der Angst zu tun und bitten Gott um Seine Gnade bevor wir sie benötigen, manchmal für Situationen die niemals stattgefunden haben. Wir malen uns aus was alles passieren könnte. Manchmal basieren unsere Ängste auf negativen Erfahrungen der Vergangenheit und wir fürchten uns davor, dass diese sich in der Zukunft wiederholen. Oder wir machen uns Sorgen wenn wir nicht wissen wie der nächste Schritt aussieht; vor schlechten Entscheidungen; ungenügend versichert zu sein. Zu unserem eigenen Schutz bauen wir möglichst viele Sicherheiten um uns herum, um anderen möglichen Ängsten besser aus dem Weg zu gehen. Was auch immer für Gründe wir haben, ob berechtigt oder irrational, wir wissen das Sorgen und Ängste keine Freunde von Gott-Vertrauen sind. 

“ER TRITT FÜR UNS EIN, DAHER DÜRFEN WIR MIT ZUVERSICHT UND OHNE ANGST ZU GOTT KOMMEN. ER WIRD UNS SEINE BARMHERZIGKEIT UND GANDE ZUWENDEN, WENN WIR SEINE HILFE BRAUCHEN.” - HEBRÄER 4,16 -
-Hebräer 4,16-

Ja, es gibt ein gesundes Vorausplanen, davon rede ich nicht. Ich rede von Sorgen die versuchen dich zu lähmen, von einer Herzenshaltung die sich der Angst, anstatt dem Retter zuwendet. Kurz bevor wir in den Zug einsteigen, in dem Moment wo wir sie brauchen gibt uns Gott Seine Gnade, Sein Gnaden-Ticket. Es gab keinen Grund für Corries Vater seiner Tochter das Ticket zu geben bevor sie es wirklich benötigte. Es gibt Momente in unserem Leben, in denen Gottes Gnade sehr konkret aussieht, sehr real wird, und Gott schenkt sie in dem Moment wo du sie brauchst, meistens nicht vorher. Im 1. Korinther 10,13 heißt es, dass Gott treu ist und es nicht zulässt, dass wir über unsere Kraft hinaus versucht werden; es gibt eine Exit-Tür. Ich sehe es so: Gottes Gnaden-Ticket ist gültig für eines von zwei Fällen, entweder ist es das Ticket, die Gnade, die dich aus einer hoffnungslosen Situation oder undenkbar schweren Umstand wieder heraus holt, oder aber, Er schenkt dir Sein Gnaden-Ticket, dass du die Situation ertragen kannst, wo du dachtest es sei unmöglich. Wenn wir darum bitten, wird Er es uns auch im richtigen Moment geben. 

    Momentan bin ich vor allem in unserer Jüngerschaftsschule involviert. Mit vielen Gesprächen und vielen Einheiten nehmen wir unsere 40 Studenten auf eine Reise in der wir Gott mehr kennen lernen wollen und sie auf ihre Missionseinsätze im kommenden Jahr vorbereiten. Ich genieße den Stress und die Fortschritte die meine Jungs machen. Für mich persönlich bedeutet das, dass es meiner Stimme erheblich besser geht und ich nicht die ganze Zeit nur an Einzelprojekten zu arbeiten brauche. Es gibt Durchhänger, ja, aber im Großen und Ganzen freue ich mich über den voranschreitenden Heilungs-prozess. Es ist ungewohnt zu sehen, wieviel Energie ich spüre, wenn ich nur wenig Schmerzen in meinem Hals habe. Vor ein paar Wochen hatte ich ein wichtiges Gespräch mit einem meiner Studenten, der sich sehr schwer tut seinem Vater zu vergeben. Während ich mit ihm sprach, merkte ich plötzlich, dass irgendetwas anders war. Als ich darüber nachdachte fiel mir auf, dass ich in diesem Moment das Sprechen vollkommen genießen konnte. Das war das Erste mal seit Jahren. Ich spürte keinerlei Schmerzen, Krämpfe oder Irritationen; ein total verrücktes Erlebnis, schwer zu beschreiben. Die letzte Woche war wieder etwas schwieriger, aber ich habe große Hoffnung, dass es insgesamt Berg aufgeht. 

   Ein anderes Ereignis, welches unsere Schule von Anfang an sehr prägte, war der Unfall einer unserer Studentinnen aus Neuseeland. Es war Sonntag Abend und ich saß gerade in einer Besprechung um den Unterricht für die kommende Woche zu planen als wir einen Anruf bekamen. Helene war auf dem Weg zurück zum Campus, als ein Auto von der Fahrbahn abkam und sie voll erfasste. Sie flog durch die Luft und prallte mit dem Kopf voraus auf die Straße. Der Fahrer begann Fahrerflucht und die Studenten die dabei waren riefen unter Schock sofort den Notarzt und uns Mitarbeiter an. Helene ist vollkommen in Ordnung! Sie brach sich nicht mal ein Knochen. Schon am nächsten Tag kam sie direkt vom Krankenhaus wieder in den Unterricht. Die Ärzte meinten, dass sie den Unfall nicht überleben hätte sollen und wohl ein Engel den Aufprall kontrolliert habe=). Ihr könnt euch nicht vorstellen wie froh wir alle waren. Unter Tränen (die ganze Klasse hat geheult) und mit heftigen Blutergüssen unter ihren Augen, hielt Helene ein paar Tage später eine Ansprache in der Klasse: „Ich hätte tot sein können. Den Ärzten nach hätte ich tot sein müssen. Ich bin Jesus so dankbar, ER hat mir nun schon zum zweiten Mal das Leben gerettet. Noch nie war mir so bewusst, dass ich nur ein einziges Leben habe, und beinahe war Sonntag der letzte Tag meines Lebens. Ich will, dass mein Leben zählt, ich will es vernünftig und zu Gottes Ehre einsetzen.“ Ich wollte diesen Moment mit euch teilen, nicht um jemanden unter falschen Druck zu setzen. Einfach nur als eine kleine Erinnerung, dass wir nur EIN Leben haben. Genieße es, teile es mit anderen, segne andere mit dem was dir anvertraut wurde und lebe so, dass es den verherrlicht der dir schon einmal das Leben gerettet, und es dir dann geschenkt hat.
~tobi